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Biografie: Ernst Baumann
Ernst Baumann wurde am 22. August 1890 in Obersteckholz, Kanton Bern, geboren. Er stammt von beiden Eltern her aus kinderreichen Bauernfamilien und wuchs mit zwei Schwestern auf einem Bauernhof auf. Nach dem Besuch der Kantonsschule in Aarau studierte er 1909-14 Medizin in Basel und Kiel.
Im Herbst 1914, nach Ausbruch des ersten Weltkriegs, erhielt er statt eines Militärurlaubs für die Dauer des Staatsexamens einen solchen „zur Hilfeleistung und zur Ausbildung in Kriegschirurgie“ am Stadtkrankenhaus und Reservelazarett Offenbach am Main, wo er unter dem Schweizer Oberarzt Dionys Eberle, später Chefarzt des Kantonsspitals Münsterlingen, auf der chirurgischen und gynäkologischen Abteilung arbeitete und wo er auch seine künftige Gattin, Arzttochter und freiwillige Kriegshelferin, kennenlernte.
1916 holte er das Schweizer Staatsexamen nach, 1917 eröffnete er aus Verpflichtung gegenüber seiner Familie eine Allgemeinpraxis in Rothrist. 1924 kehrte er jedoch zu der von ihm geliebten Chirurgie zurück und wurde zunächst Assistenz-, dann Oberarzt Eugen Birchers an dessen berühmter Chirurgenschule am Kantonsspital in Aarau. Dort wirkten auch andere spätere Missionsteilnehmer wie Blum, Forster und Stucki.
1928 wurde Baumann zum Chefarzt des Bezirksspitals Langenthal gewählt, das er bis 1960 verantwortungsvoll und aufopfernd leitete. 1941/42 war er als Major stellvertretender Leiter der ersten Schweizer Ärztemission an die Ostfront und arbeitete fast drei Monate im Feldlazarett 606 in Smolensk.
Neben seiner umfassenden praktischen Tätigkeit als Chirurg, Gynäkologe und Geburtshelfer widmete er sich der wissenschaftlichen Arbeit und der Lehre. 1942 wurde er Privatdozent, später Honorarprofessor an der Universität Bern. Neben der Bauch- und Nierenchirurgie beschäftigten ihn vorwiegend Fragen der Wundbehandlung, der Therapie und Prophylaxe der Wundinfektionen und vor allem der Frakturbehandlung, um die er sich große Verdienste erwarb; eine Monografie über Verletzungen der Ellbogenregion fand internationale Anerkennung. Außerdem befaßte er sich mit Überlastungsschäden und Unfallfolgen im Bereich der Wirbelsäule sowie verschiedenen anderen traumatologischen Problemen. Alle seine etwa 200 Veröffentlichungen waren solide und beruhten auf eigener Erfahrung. Daher wurde Baumann zum gesuchten Experten für Gerichte und Versicherungen, die seine äußerst sachverständigen Gutachten schätzten. Darüber hinaus beschäftigte er sich mit Militär- und Sportmedizin, Spitalfragen und Schwesternausbildung, aber auch mit den Problemen des Natur- und Heimatschutzes.
Baumann war unter anderem Vorstandsmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Chirurgie, Präsident und Ehrenmitglied der Schweizerischen Gesellschaft für Unfallmedizin und Berufskrankheiten, Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Unfallheilkunde, Versicherungs- und Versorgungsmedizin sowie Gründungsmitglied der Arbeitsgemeinschaft für Osteosynthese. Lange Jahre fungierte er als Mitglied des Verwaltungsrates des Inselspitals in Bern und war Mitglied der Redaktionskommission der Schweizerischen Medizinischen Wochenschrift. Am 1. Februar 1978 verstarb Ernst Baumann in Langenthal.