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Geschichte(n) der Medizin

Sieben Jahre Russland
Buch: Sieben Jahre RusslandAufzeichnungen eines Chirurgen aus Krieg und Gefangenschaft, in Lazaretten und Lagern, 1943-1949

Kuno Eugen Wahl
Herausgeber: Reinhold Busch
Reihe: Geschichte(n) der Medizin, Band 006
3. Auflage 2001, Taschenbuch, A5, 416 Seiten, 40 Abb., ISBN 978-3-933345-09-7


Das Buch
Buch: Sieben Jahre RusslandIm Jahre 1952 veröffentlichte der ehemalige Wehrmachtsarzt Dr. Curt Emmrich unter dem Pseudonym Peter Bamm seine Erzählung „Die unsichtbare Flagge“ und erntete damit Weltruhm. Solches Glück war seinem Kollegen Dr. Kuno Eugen Wahl mit seinem Erlebnisbericht „Sieben Jahre Rußland“ nicht beschieden. Er fand - unverdientermaßen - keinen Verleger und ließ das Werk auf eigene Kosten in zwei Auflagen zur Verteilung an Freunde und ausgesuchte Bibliotheken drucken.

Geprägt durch ein zutiefst christliches Elternhaus und erfüllt von humanitärem Denken, dazu mit einer umfassenden humanistischen Bildung und mit ausgeprägten handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten versehen, erwarb sich der Autor nicht nur die Liebe und Achtung der verwundeten Soldaten, sondern auch seiner zivilen und militärischen russischen Patienten. Auch in Gefangenschaft hat er sich mit seiner aufrechten und menschlichen Haltung bei Freund und Feind durchgesetzt. Er hatte immer Verständnis für die Probleme und Nöte der sowjetischen Menschen, mit denen er es zu tun hatte. Dabei erkannte er scharfsichtig die politische und wirtschaftliche Situation in dem Land, in dem er sowohl als Angehöriger der Besatzungsmacht als auch aus der völlig anderen Perspektive als Kriegsgefangener zu arbeiten gezwungen war.

So hält der Leser einen authentisch und spannend geschriebenen Bericht in der Hand - ein Bericht nicht nur von Krieg und Gefangenschaft, sondern auch ein Zeugnis von täglich gelebter Menschlichkeit in den denkbar unmenschlichsten Verhältnissen.


Der Autor: Kuno Eugen Wahl
Autor: Kuno Eugen WahlDer Autor, Kuno Eugen Wahl, geb. 1911 in Stuttgart-Gablenberg, gest. 1988 in Weitnau im Allgäu, studierte von 1931 bis 1936 in Tübingen Medizin und wurde 1943 als junger Chirurg in das Kriegslazarett 2/551 nach Smolensk kommandiert.

Es folgten bewegte Jahre im Krieg und in russischer Gefangenschaft.

Autor: Kuno Eugen WahlErst 1949 kehrte er nach Deutschland zurück, arbeitete bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1969 u. a. als Leiter der Poliklinik der chirurgischen Universitätsklinik Tübingen und als Chefarzt des Krankenhauses Engelsstift in Nümbrecht.


Vorwort des Autors
Ich meine, nichts Besonderes erlebt zu haben. Tausende von Ärzten haben im letzten Krieg dieselbe Arbeit getan, viele versuchten in den Lagern der Sowjet-Union die Leiden ihrer Kameraden zu lindern. Manche haben Schweres durchstehen müssen - man denke nur an den plötzlichen Kälteeinbruch vor Moskau im Winter 1941-42 oder an die Hölle von Stalingrad - es gibt deshalb keinen Grund mit den geschilderten Erlebnissen eitel zu sein.

Die Aufzeichnungen wurden zunächst als echtes Tagebuch geschrieben und der Teil vor der Gefangennahme kam auch vollständig nach Hause. In den fünfeinhalb Jahren, die ich in russischer Kriegsgefangenschaft verbrachte, gelang es mir frühzeitig einen kleinen Taschenkalender zu ergattern, in welchem ich in winziger Schrift vieles fest hielt. Es glückte, dieses Büchlein bis zu den letzten Monaten der Gefangenschaft (Ende 1949) durch alle Kontrollen zu schmuggeln. Als jedoch die Heimkehr endlich Wirklichkeit zu werden schien, las ich alles mehrfach wieder und prägte es fest ins Gedächtnis. Sodann vernichtete ich das kleine, defekt und schmutzig gewordene Bändchen mit Feuer. Es war viel zu gefährlich, etwas Schriftliches mitzunehmen.

Zu Hause wurde bald alles frisch aus der Erinnerung aufgezeichnet. Da dies ursprünglich nur der eigenen Rückschau dienen sollte, blieben die Blätter lange liegen. Jeder schreibt aus der Sphäre heraus, in welcher er die Dinge erlebt und jeder sieht die Vorkommnisse durch die eigene Brille. Diese „déformation professionelle“ bedingt eine Einseitigkeit und, da die ärztliche Denkweise mehr realistisch ist, eine gewisse Sachlichkeit. Im persönlichen Tagebuch hält man nicht das Alltägliche fest, sondern das, was in irgend einer Weise bemerkenswert. Man wartet, bis die ruhige Stunde kommt, die dies zuläßt. Dabei knüpfen sich an vieles, was wir erleben, manchmal ganz andere Gedanken und das assoziative Denken nimmt das Geschehene zum Anlaß, nicht nur zu registrieren, sondern über die Vorkommnisse nachzudenken.

Namen sind entweder nicht genannt, oder geändert. Fachausdrücke aus dem Original verdeutscht. Die Ortschaften können anhand einer Karte verfolgt werden. Die Zeitangaben stimmen nicht auf den Tag exakt. Im Kriege weiß man nur einige wichtige Daten, in Gefangenschaft ist es besser, die Tage nicht so genau zu zählen. Ein Bericht, der ins Reine geschrieben wird, fällt ganz anders aus, wenn die politische Situation sich geändert hat. Der Schreiber sieht vieles in anderem, oft völlig entgegengesetztem Lichte. Trotzdem wurde die ursprüngliche Form gewahrt und nur Bemerkungen, die aus heutiger Sicht, nach über dreißig Jahren, nötig erschienen in kursiver Schrift angefügt.

Der Autor ist kein Schriftsteller und so mag dieses Buch manchen Mangel aufweisen, der einer geübten Feder nicht unterläuft. Er möchte als erzählender Chronist verstanden werden und es dem Leser selbst überlassen, sich über das Mitgeteilte eigene Gedanken zu machen.

Kuno Eugen Wahl, 1980


Vorwort des Herausgebers
Im Jahre 1952 veröffentlichte der ehemalige Wehrmachtsarzt Dr. Curt Emmrich unter dem Pseudonym Peter Bamm seine Erzählung „Die unsichtbare Flagge“ und erntete damit Weltruhm. Solches Glück war seinem Kollegen Dr. Eugen Kuno Wahl mit seinem Erlebnisbericht „Sieben Jahre Rußland“ nicht beschieden. Er fand - unverdientermaßen, wie der Leser sicherlich feststellen wird - keinen Verleger und ließ das Werk auf eigene Kosten in zwei Auflagen zur Verteilung an Freunde und ausgesuchte Bibliotheken drucken. Eine geplante dritte Auflage konnte der Autor nicht mehr verwirklichen - er starb, nachdem er den Entwurf noch mit einer neuen Einteilung und Überschriften versehen hatte, die den bisherigen Ausgaben fehlten.

Als ich bei meiner Suche nach Zeitzeugen und Berichten für eine Geschichte des Sanitätswesens im Mittelabschnitt der Ostfront auf das Buch von Dr. Wahl stieß, war ich sofort von seinem Inhalt fasziniert. Ich war mir sicher, daß der Autor und sein Manuskript einem breiteren Leserkreis zugänglich gemacht werden sollten und dazu ein Verlag gefunden werden mußte. Mehr zufällig stieß ich auf den kleinen Berliner Verlag Frank Wünsche, dessen Inhaber sich spontan bereiterklärte, das Vorhaben zu verwirklichen. Ihm und der Familie Dr. Wahls, die mich bei der Suche nach Fotos und weiteren Dokumenten unterstützt hat, gebührt der Dank des Herausgebers.

Für den mit geschichtlichen und militärhistorischen Dingen wenig vertrauten Leser habe ich das Werk mit Fußnoten und Kommentar und am Schluß mit einem kurzen Abriß über den historischen Hintergrund versehen, um den Inhalt besser verständlich zu machen. Dazu fand ich noch einige Dokumente, Postkarten und Zeichnungen aus dem privaten Archiv der Familie Wahl, die in den ersten beiden Auflagen im Privatdruck nicht enthalten waren. Ferner entnahm ich meiner umfangreichen Sammlung von Fotos aus dem II. Weltkrieg passende Exemplare, die das Werk zur weiteren Illustration anreichern. Aufgrund meiner langjährigen Forschung über das Sanitätswesen im Raum Smolensk konnte ich einige Personen des Lazaretts identfizieren, in dem der Autor gearbeitet hatte. Leider war das für die Orte Roslawl und Marina Gorka nicht möglich, da die privaten, aus dem Krieg geretteten Aufzeichnungen - wie auch einige Bilder - nicht mehr vorhanden waren.

Die unsichtbare Flagge Peter Bamm‘s wehte auch über der Tätigkeit Eugen Kuno Wahls in Rußland. Geprägt durch ein zutiefst christliches Elternhaus und erfüllt von humanitärem Denken, dazu mit einer umfassenden humanistischen Bildung und mit ausgeprägten handwerklichen und künstlerischen Fähigkeiten versehen, erwarb sich der Autor nicht nur die Liebe und Achtung seiner verwundeten Soldaten, sondern auch seiner zivilen und militärischen russischen Patienten. Auch in Gefangenschaft setzte er sich mit seiner aufrechten und menschlichen Haltung bei Freund und Feind durch. Er hatte immer Verständnis für die Probleme und Nöte der sowjetischen Menschen, mit denen er umging. Dabei erkannte er scharfsichtig die politische und wirtschaftliche Situation in dem Land, in dem er sowohl als Angehöriger der Besatzungsmacht als auch aus der völlig anderen Perspektive des Kriegsgefangenen zu arbeiten gezwungen war, ohne - wie so viele andere - Augen und Ohren vor den Realitäten zu verschließen, wie das bei vielen Apologeten des Realsozialismus der Fall war.

Zur heutzutage leider üblich gewordenen Verunglimpfung deutscher Soldaten und der Wehrmacht bietet die Lektüre dieses Buches einen wohltuenden Gegenpol. Darüber hinaus ist das Werk Kuno Eugen Wahls eine wunderbare Schilderung deutsch-russischer Freundschaft. Ich wünsche mir deshalb, daß es eines Tages auch einem russischen Leserpublikum erschlossen wird.

Reinhold Busch, 2001


Leseprobe

Sieben Jahre Russland: Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis

Sieben Jahre Russland: 2. Kapitel 2. Kapitel

Sieben Jahre Russland: 3. Kapitel 3. Kapitel

Sieben Jahre Russland: 4. Kapitel 4. Kapitel


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Kuno Eugen Wahl
Herausgeber: Reinhold Busch
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3. Auflage 2001, Taschenbuch, A5, 416 Seiten, 40 Abb., ISBN 978-3-933345-09-7

Preis: 22 EUR (Deutschland), 26 EUR (Österreich), 26 SFr (Schweiz)

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